Schuhe werden schadstoffärmer
Hersteller wollen unter den gesetzlichen Grenzwerten bleiben
Schuhe
schadstofffreier machen und nachhaltig umweltfreundlicher produzieren:
Das hat sich die bundesweite Initiative Cads auf die Fahnen geschrieben.
Bei der Mitgliederversammlung gestern im Schuhkompetenz-Zentrum auf der
Husterhöhe präsentierten die Verantwortlichen eine neue Broschüre.
Das
„Verzeichnis eingeschränkt nutzbarer Substanzen in Schuhen“ soll dazu
führen, dass Schuhe künftig sauberer produziert werden. So etwas gab es
in dieser Form in der Branche noch nie. „Wir sind stolz, dass unsere
Bemühungen nun in einer gemeinsamen Richtlinie gebündelt sind“, sagte
Cads-Vorsitzender Michael Tackenberg (Gabor AG). Das Verzeichnis ist in
enger Zusammenarbeit mit unabhängigen Prüf- und Forschungsinstituten
entstanden. Alle Cads-Unternehmen, bisher sind das rund 60, verpflichten
sich, den im Verzeichnis häufig unter den gesetzlichen Grenzwerten
liegenden Richtlinien gerecht zu werden.
Cads-Initiative legt Leitfaden vor, der in Zusammenarbeit mit PFI entwickelt wurde.
Begeistert
von der neuen Broschüre zeigte sich Cads-Sprecherin Dr. Claudia Schulz:
„Toll wäre es natürlich, wenn unser Verzeichnis künftig bei allen
Unternehmen steht, die beim Schuhherstellungs-prozess beteiligt sind“.
Dabei betont sie, dass Cads nicht nur deutschland- sondern weltweit
agiert. Darum soll das rund 50 Seiten starke Heft bald auch in Englisch
erscheinen. Dass die saubere, umweltfreundliche und schadstofffreiere
Produktion kein Prozess ist, der von heute auf morgen zu realisieren
ist, darüber sind sich die Verantwortlichen klar. „Der Anfang ist
gemacht. Ziel ist es, jeden Tag ein bisschen besser zu werden“, sagte
Michael Tackenberg. Er hofft, dass sich viele Nachahmer der von Cads
formulierten Richtlinien zum Thema Nachhaltigkeit finden.
Mit
diesem Themenkomplex beschäftigten sich auch die Redner, die zur
Mitgliederversammlung eingeladen waren. Kritische Worte gab es von
Jürgen Stellpflug, Chefredakteur der Zeitschrift Öko-Test. Regelmäßig
fallen getestete Schuhe in dem Blatt wegen zu hoher Belastung mit
Schadstoffen durch. Andere Produkte würden kaum so schlecht abschneiden
wie Schuhe und Textilien. „Für die Schuhindustrie ist es noch ein langer
Weg“, sagte Stellpflug. Dem entgegnete Sprecherin Claudia Schulz, dass
mit dem Verzeichnis ja ein Anfang auf dem Weg zur Besserung gemacht sei.
Weiter referierten Dr. Simon Lang aus
dem Mainzer Umweltministerium, der versuchte, das Thema Nachhaltigkeit
anhand von Themen wie Klimawandel und dem bewussten Umgang mit
Ressourcen zu beleuchten. Etwas mehr ins Detail ging Professor Dr. Bernd
Schäfer vom Bundesministerium für Risikobewertung. Er gab Aufschluss
darüber, wie Stoffe in bestimmten Mengen auf Kleidung oder in Schuhen
allergische Reaktionen oder sogar Krebs auslösen können. Ebenso
berichtete er, wenn Produktionsprozesse sauberer durchgeführt werden,
besteht ein geringeres Gesundheitsrisiko. Als Beispiel nannte er das
beim Gerben entstehende Chrom VI. Als problematisch gelten, unter
anderem Azofarben, Biozide, chlorierde Phenole und auch
Kohlenwasserstoffe.
Das Thema Nachhaltigkeit aus psychologischer
Sicht beleuchtete Psychologe Jens Lönneker aus Köln. Er forderte
Unternehmen auf, mit dem Verbraucher wieder einen Diskurs aufzunehmen.
Glaubwürdigkeit sei elementar wichtig, um das Vertrauen von Kunden zu
gewinnen. Im Anschluss an die Vorträge gab es noch eine
Podiumsdiskussion.
(Artikel aus der Pirmasenser Zeitung)

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