Blind auf den 4228m hohen Castor
Anlass dieses Gesprächs war die Überreichung seiner Bergschuhe im Deutschen Schuhmuseum. Nein, Wilhelm Lickteig ist kein prominenter Star wie die Größen aus Gesellschaft, Politik und Sport, die ihre Schuhe dem Museum zur Verfügung stellen. Im Gegenteil: Der Mann aus Donsieders arbeitet bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz und ist ehrenamtlicher Funktionär im engeren Vorstand des Blindenverbandes Rheinland-Pfalz. Die Meisterung seines persönlichen Schicksals und sein ermutigendes Beispiel, dass blinde Menschen (fast) alles können , wenn sie nur wollen , macht ihn zu einem Vorbild. Aus diesem Grunde sind seine echten Profi- Bergschuhe, die seit einigen Tagen im Museum in Hauenstein ausgestellt sind, zusammen mit der Geschichte des Selfade-Mannes ein kleines Juwel in der großen Ausstellung. Am meisten interessiert die wichtigste Frage: „Wie kann ein völlig erblindeter Mensch auf schmalen und gefährlichen Graten und Wegen hochalpine Leistungen erbringen? Für Wilhelm Lickteig ist das alles nicht so schwierig: „Wie bei sonstigen Wanderungen empfiehlt sich auch in den Bergen, dass der Blinde und sein Begleiter durch ein kurzes Seil, welches beide in der Hand halten, verbunden sind. Wird der Weg schmal, halte ich mich zur Orientierung am Rucksack meines Begleiters“. So einfach ist das. Der sympathische Bergsteiger fügt noch dazu, dass zur Erkundung schwieriger Geländepassagen, „insbesondere beim Abstieg ein Teleskopstock sinnvoll ist“, und dann kommt natürlich noch ein besonderes Lob an seine wichtigsten Begleiter Johann Lex, Gunter Lang, Christoph Petrig und Norbert Julen (Zermatt),. Mit den letztgenannten gelang ihm sein Meisterstück auf den Castor. Dann tauchen weitere Namen bekannter Alpengipfel auf: 2013 (Alpspitze 2628 Meter), 2011: „die etwas andere Tour“ Alphubel (4 206), 2009 Allalinhorn (4027 Meter), 2006 Klein-Matterhorn („mein erster Versuch eines 4 000ers“) und ganz am Anfang eines besonderen Karriere am 22, Juli 2000 der Pürschling (1 565 Meter). Und so erzählt Wilhelm Lickteig über eine Stunde lang über
die einzelnen Erfolge, aber auch die Risiken und Schwierigkeiten, bei denen die
Grenzen der Verantwortung höchste Priorität genießen. Dass Wilhelm Lickteig so
nebenbei im Gespräch mitteilt, dass ihm als blinden Menschen fast alles möglich
geworden ist, was auch „ein Normaler“ schafft, von Lesen, Schreiben bis hin zu
den diffizilen Fertigkeiten der digitalen Funktionen, hört sich aus seinem
bescheidenen Mund so ganz normal an. Aber es ist eine großartige Leistung eines
Menschen, der seine Behinderung nicht schicksalhaft auf sich nahm, sondern in
jahrzehntelangen Lernprozessen fast wie ein Sehender durch die Welt gehen kann,
selbst auf die Gipfel der Viertausender.Das macht Wilhelm Wilhelm zu einem
Vorbild, „zu einem Prominenten der anderen Art“. Und aus diesem Grunde stehen
seine Profi-Kletterschuhe jetzt auch mitten unter den „Prominenten“.
Dieser Tage neu eingerichtet: Die Bergsteigerschuh-Vitrine des blinden Bergsteigers Wilhelm Lickteig aus Donsieders
Wilhelm Lickteig mit seinen Bergutensilien im Hauensteiner Museum | Nachbildung der Ötzi-Schuhe Gruppenanmeldungen Mediathek In unserem "Digitalen Museum" finden Sie interessante Filme, eindrucksvolle Bildergalerien sowie einen virtuellen Rundgang durch das Museum! Wetter Externe Links |