| Das soziale Beispiel von Georg WesselsEs ist nicht leicht auf großem Fuß zu leben: Georg Wessels und die größten Menschen der WeltEs klingt wie eine vorweihnachtliche Geschichte aus dem Reich der
Riesen: Gemeint ist jedoch nicht die Welt der übergroßen und mächtigen
Wesen aus der Legende, die uns seit unserer Kindheit gefesselt haben,
sondern der leibhaftigen Menschen mit Riesenwuchs, die aufgrund ihrer
außergewöhnlichen Körpergröße nicht nur im Guinessbuch der Rekorde
stehen, sondern mit manchen Beschwerden und Behinderungen durch das
Leben gehen müssen. Genauer geht es in unserer Geschichte heute um
Alexander Sizonenko, einstmals gefeierter russischer
Basketballnationalspieler und heute am Rande des Existenzminimums in
Sankt Petersburg lebend. „Big Alex“ ist 2,42 Meter groß und hat neben
sehr vielen anderen Widrigkeiten auch immer wieder große Probleme mit
seinen Schuhen, die immer hin die Größe 63 haben.
Und jetzt kommt in dieser kleinen Schuhgeschichte auch Georg
Wessels aus dem westfälischen Vreden im westlichen Münsterland ins
Spiel, der dieser Tage das Deutsche Schuhmuseum besucht hat und in
seinem Gepäck auch gebrauchte Riesenschuhe von Alexander Sizonenko
mitgebracht hat, die er der Prominentenabteilung des Museums gerne zur
Verfügung stellt. „Ich komme gerade wieder aus Sankt Petersburg zurück,
wo ich Alexander Sizonenko besucht habe und ihm neue Schuhe brachte“,
erzählt der passionierte Schuhspezialist aus Vreden, der seit Jahren
schon ein Wohltäter der übergroßen Menschen ist. „Es ist für mich
immer eine große Freude, wenn ich sehe, wie glücklich die in vielen
Dingen des täglichen Lebens gehandicapten Menschen von rund 2,50
Körpergröße sind“, erzählt Georg Wessels, Chef der gleichnamigen
Familienbetriebs für Übergrößen, der seit 250 Jahren in
ununterbrochener Generationenfolge sich der Schuhmacherkunst widmet.
Georg Wessels (Jahrgang 1952) hat aber auch in der achten
Generation nicht nur geschäftlichen Erfolg, er hat auch eine soziale
Ader und ein Herz für Riesenmenschen, denen es nur in den Geschichten
der Rekordbücher gut geht. „Seit Jahren helfe ich Menschen wie Alex in
Sankt Petersburg, ich besuche sie auf eigen Kosten und habe nicht nur
kostenlose Riesenschuhe im Gepäck“, erläutert Georg Wessels sein
Netzwerk an humanitärer Hilfe. Mit seinem Herz für Riesen fertigt das
Familienunternehmen aus Vreden für die größten Menschen der Welt das
so wichtige Schuhwerk kostenlos an. „und weil die wegen ihres extremen
Körperwuchses sehr gehandicapten Menschen nicht mit dem Flieger nach
Deutschland kommen können, man müsste Sitze ausbauen, fahren wir
regelmäßig zu ihnen , messen, passen an und beraten vor Ort“, erläutert
der Schuhmacher mit einem Herzen für Riesen sein Engagement für die 2,50
– Meter – Menschen. So habe seine Reisen zu Alex vor Jahresfrist das
Interesse des Fernsehsenders sat 1 geweckt, der Georg Wessels zu einer
längere Reportage nach Petersburg begleitete. Da ist unter anderem
auch in der Tat zu sehen, unter welch harten Lebensbedingungen der einst
gefeierte Basketballspiel heute lebt. Auch das ZDF und RTL haben
längere Streifen gedreht, die das Projekt „Schuhe für die größten
Menschen“ beleuchten. Wessels will auch im Deutschen Schuhmuseum
Hauenstein auf diesen Aspekt der Schuhgeschichte aufmerksam machen: Die
beiden Paar Riesenschuhe, die Alexander Sizonenko getragen hat – ein
Paar sind riesige weiße Basketballschule – sie sind immerhin 40
Zentimeter lang - , werden noch vor Weihnachten im Museum
ausgestellt werden. Mit Hilfe von Georg Wessels wird derzeit auch ein
Foto in Lebensgröße von 2,42 Meter von „Big Alex“ neben die Vitrine
installiert werden, um ein reales Bild zu haben, was eine Lebensgröße
von knapp 2,50 Meter eigentlich ausmacht. Das Hauensteiner Museum
steht schon einige Zeit mit dem Spezialschuhhaus Wessels in Verbindung.
Diese mittlerweile kooperative und freundschaftliche Verbindung von
der holländischen Grenze zum größten deutschen Schuhdorf Hauenstein ist
nicht zuletzt deswegen aufgekommen, weil Museumsbesucher mit
außergewöhnlichen Übergrößen danach fragen, wo man solche Schuhe
erwerben kann. Die Museumsmitarbeiter haben da schon manchen Tipp gehen
können und erst unlängst hat sich eine Frau aus Mannheim mit der
Schuhgröße 46 bedankt, dass sie jetzt auch einen „Schuh - Ankerplatz“
gefunden hat. „Wir haben uns spezialisiert auf Damenschuhe ab 42,5
und Herrenschuhe ab 47, nach oben gibt es keine Grenze“, meint Georg
Wessels, der mit seiner Frau ins vorweihnachtliche Schuhmuseum gekommen
war und manche Schuhgeschichte aus dem Reich der Riesen und ihren Sorgen
zu berichten wusste. „Bringt mir bitte das nächste Mal auch
Unterwäsche mit, ich benötige das dringend, telefonierte Alexander
kürzlich nach Deutschland, wo der bei Wessels beschäftigte
Russlanddeutsche Waldemar für eine gute Kommunikation sorgt. Das
Besondere an Wessels Schuhmission ist, dass er übergroßen Menschen wie
Alexander Sizenenko kostenlos hilft und oft noch viele andere Dinge im
Gepäck hat. „Big Alex“ ist übrigens nicht der einzige der 10 Riesen mit
Wessels-Schuhen. Yao Defen (2,36 Meter), die größte Frau der Welt,
Schuhgröße 57 und Matthew Mc Grory – er hatte die größten Füße der Welt
und benötigte Schuhgröße 69 – wurde auch von Wessels ausgestattet.
Außerdem trägt der bis 2009 größte Mann der Welt, Leonid Stadnik aus
der Ukraine Schuhe aus Vreden: Er galt bis zum 17. September 2009 mit
2,58 Meter als der größte Mensch der Welt und geht mit Schuhgröße 68
durch ein nicht leichtes Leben. Der Ukrainer verlor aber den „Titel“
kürzlich an den 26 jährigen Sultan Kösen (Türkei). Auch seine Schuhe
sind ein Geschenk von Georg Wessels.
W.Sch.
Fotos: Georg Wessels und seine Frau überreichten dieser Tage
zwei Paar Riesenschuhe von Alexander Sizonenko, der 2,42 groß ist, dem
Deutschen Schuhmuseum Alexander Sizonenko ist 2,42 Meter groß: hier mit Georg Wessels
(1,80). Man beachte auch die normal große Tür im Hintergrund, um sich
ein Bild zu machen, dass es nicht immer leicht ist, auf großem Fuß zu
leben.
Repro: W.Sch. | Öffnungszeiten |